• Date Dienstag, 14. Mai 2024, 19:00 Uhr
  • Ort Vor Ort
  • Format Vortrag

Schlimmer als die Gestapo? Kollaborationsvorwürfe gegen Berliner Jüdinnen und Juden während und nach der Shoah

Kosten: Eintritt frei
Dauer: 90 Minuten
Sprachen: Deutsch

Nach 1945 kam es gegen Berliner Jüdinnen und Juden zu stigmatisierenden Kollaborations- und Verratsvorwürfen. Ehemals antisemitisch Verfolgte, die in der NS-Zeit unter Zwang andere verraten hatten, wurden als NS-Täter eingesperrt, zum Tode verurteilt oder blieben ohne Entschädigung und Anerkennung als Opfer. Ihnen gestand man genau den „Befehlsnotstand“ nicht zu, der ehemaligen Gestapo-Mitarbeitern zu Freisprüchen verhalf. Dieses Ungleichgewicht zeigt sich nicht nur im Falle von Stella Goldschlag, die als „jüdische Gestapo-Agentin“ erst vor kurzem wieder in einem Kinofilm verzerrt dargestellt wurde. Es führte auch dazu, dass ehemals antisemitisch Verfolgte, die Widerstand gegen den Nationalsozialismus geleistet hatten, zu Tätern erklärt wurden.
In seinem Vortrag rekonstruiert Philipp Dinkelaker anhand biographischer Fallstudien Kollaborationsvorwürfe aus der NS-Zeit und deren Beurteilung nach 1945. Er zeigt, wie das Bild des „jüdischen Täters“ die frühe Rezeption des Holocaust verzerrte und die „Vergangenheitsbewältigung“ von Opfern und Tätern während des Kalten Kriegs in Ost und West beeinflusste.

Philipp Dinkelaker, Historiker, ist akademischer Mitarbeiter im Forschungsprojekt „Recht ohne Recht. Geschichte und Gegenwart der Rückerstattung von NS-Raubgut“ an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder. 2022 wurde er am Zentrum für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin mit der Studie Worse than the Gestapo? Berlin Jews Accused of Collaboration during and after the Shoah promoviert, für die er von der Historischen Kommission zu Berlin e. V. mit dem Nachwuchspreis ausgezeichnet wurde.

Karoline Georg, Politikwissenschaftlerin, leitet die Gedenkstätte Stille Helden und das Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt in der Stiftung Gedenkstätte Deutscher Widerstand. Als stellvertretende Vorsitzende des Aktiven Museums e. V. ist sie Mitglied im Internationalen Beirat der Stiftung Topographie des Terrors.

Vortrag

Dr. des. Philipp Dinkelaker, Frankfurt/O.

Moderation

Dr. Karoline Georg, Berlin

Wann

Dienstag, 14. Mai 2024  19:00 Uhr

Wo

Topographie des Terrors, Auditorium
Niederkirchnerstraße 8, Berlin-Kreuzberg

Hinweis

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